Neuss/Rhein (Nordrhein-Westfalen)

Kreis Bergheim (Erft) - WikiwandDatei:Neuss in NE.svg Neuss ist eine Stadt am linken Niederrhein mit derzeit ca. 150.000 Einwohnern - auf der gegenüberliegenden Rheinseite von Düsseldorf gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Rhein-Kreis Neuss', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Erste schriftliche Hinweise darauf, dass Juden in Neuss gelebt haben, stammen aus dem Jahre 1197 - und zwar von dem Juden Efraim, der über eine Verfolgung berichtete, der er nur durch Zufall entgangen war; zu dieser Zeit muss also bereits eine jüdische Gemeinschaft in Neuss bestanden haben. Vor 1300 lebten die Neusser Juden in der Nähe des späteren Hessentors am „Judensteg“, später im Glockhammer, wo sich im 15.Jahrhundert auch ihre Synagoge befand. In den folgenden Jahrhunderten finden sich nur relativ wenige Belege über in Neuss lebende jüdische Familien; in der Mitte des 14. Jahrhunderts sollen auch Neusser Juden den Pestpogromen zum Opfer gefallen sein.

 

Stadtansicht Neuss, um 1575 (aus: Rheinischer Städteatlas)

Dass die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Neuss nicht ganz unbedeutend gewesen sein muss, wird daraus ersichtlich, dass in zahlreichen deutschen Städten Juden aus Neuss erwähnt wurden. Mitte des 15.Jahrhunderts wurden die Juden aus Neuss vertrieben; auch durchreisende Juden durften sich nur tagsüber nach Zahlung einer Geleitsgebühr innerhalb der Mauern aufhalten; zeitweilig war Juden das Betreten der Stadt ganz verboten. Dieses Verbot blieb bis 1794 bestehen. Im 17. und 18.Jahrhundert lebten vereinzelt jüdische Familien im ländlichen Umland, so in Grevenbroich, Glehn, Jüchen und anderswo; ihren Lebensunterhalt verdienten sie im Vieh- und Getreidehandel, aber auch im Handel mit Textilien. Erst 1808, unter französischer Herrschaft, durften sich Juden wieder innerhalb der Mauern von Neuss niederlassen.

Ihren ersten Betraum richtete die kleine jüdische Gemeinschaft um 1815 im Hause eines Gemeindemitgliedes in der Neustraße ein. Der Bau einer eigenen Synagoge zog sich - wegen finanzieller Schwierigkeiten - bis Mitte der 1860er Jahre hin; Ende März 1867 wurde die neue repräsentative, nach Plänen des preußischen Baurates Friedrich Wilhelm Weise im orientalischen Stile erbaute Synagoge an der Promenade eingeweiht; viele Honorationen der Stadt nahmen an den dreitägigen Einweihungsfeierlichkeiten teil. An den Baukosten hatte sich die Stadt mit 2.000 Talern beteiligt.

                

                Neusser Synagoge (Postkartenausschnitt), um 1870                              Gemeinde-Siegel

 

Aus einer Beschreibung der Synagoge: Die zinnengeschmückte Fassade, in rötlichem und hellem Sandstein gehalten, wurde von zwei Zwiebeltürmchen überragt. Ein großes Rundfenster beherrschte den Mittelteil; zu beiden Seiten dieses Rundfensters befanden sich schmale, hohe Fenster ... Über dem großen Rundfenster war ein Davidstern zu sehen; Davidsterne aus vergoldetem Metall zierten auch die Spitzen aller Zwiebelhauben. Über dem Portal waren eine hebräische Inschrift und Nachbildungen der Gesetzestafeln angebracht ...“ (aus: Stefan Rohrbacher, Juden in Neuss, Verlag Galerie Küppers, Neuss 1986, S. 106)

Die Synagogengemeinde Neuss konstituierte sich offiziell 1858. Gottesdienste wurden zum damaligen Zeitpunkt noch nach orthodox-religiösem Ritus abgehalten; erst Ende des 19.Jahrhunderts gewannen liberale Strömungen in der Gemeinde an Einfluss. Kurz nach der Synagogenweihe richtete die Gemeinde im Gebäude gegenüber der Synagoge eine eigene Elementarschule ein; 15 Jahre später erbaute man dann ein eigenes Schulhaus, das bis 1913 existierte.

Der seit 1829 genutzte jüdische Friedhof befand sich an der Straße nach Heerdt, in der Nähe der Barbara-Kapelle; dieser wurde 1890 geschlossen und eine neue Begräbnisstätte am Glehner Weg – in direkter Nachbarschaft zum 1873 angelegten kommunalen Friedhof - eröffnet. Der alte Friedhof wurde schließlich 1920 aufgelassen und die dort befindlichen Grabsteine auf das Areal am Glehner Weg versetzt.

Juden in Neuss:

        --- um 1420 ........................    5 jüdische Familien,

--- 1816 ...........................   35 Juden,

    --- 1830 ...........................  104   “  ,

    --- 1843 ...........................  133   “  ,

    --- 1850 ...........................  157   “  ,

    --- 1860 ...........................  197   “  ,

    --- 1871 ...........................  264   “  ,

    --- 1880 ...........................  310   “  ,

    --- 1890/92 ........................  316   “  ,

    --- 1893 ...........................  237   “  ,

    --- 1905 ...........................  264   “  ,

    --- 1925 ...........................  236   “  ,

    --- 1933 ...........................  227   “  ,

    --- 1938 (Aug.) ....................  138   “  ,

    --- 1939 (Mai) .....................   99   “  ,

    --- 1940 ...........................   86   “  ,

    --- 1941 (Okt.) ....................   67   “  ,

    --- 1942 (Jan.) ....................   10   “  ,

             (Aug.) ....................   keine.

Angaben aus: Neusser Juden - Spuren ihrer Geschichte, Ausstellung des Stadtarchivs Neuss im Clemens-Sels-Museum, Neuss 1988, Bildtafel No. 125

  

In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts lebten die Neusser Juden fast ausnahmslos in ärmlichen Verhältnissen; danach verbesserte sich insgesamt ihre wirtschaftliche Lage, da nun mehr Juden als Kaufleute arbeiteten. Ende des 19.Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Viehhändler und Metzger noch relativ hoch; daneben spielte auch Getreidehandel eine Rolle. Um 1900 gehörten die meisten jüdischen Familien der Stadt zum Besitzbürgertum; mehrheitlich waren sie nun Inhaber von Einzelhandelsgeschäften. Zu den wohlhabendsten Stadtbürgern gehörten die Gebrüder Simons, Inhaber einer Mehl- und Ölmühle.

Unter der im Rheinland um 1890 planmäßig entfachten antisemitischen Hetze, die teilweise zu schweren Ausschreitungen führte, hatten auch die Neusser Juden zu leiden. Infolge der ständigen Anfeindungen verließ fast ein Viertel der jüdischen Einwohner die Stadt. Auch wenn ihre Anzahl deutlich zurückgegangen war, spielten noch in der Zeit der Weimarer Republik die Neusser Juden im Wirtschaftsleben der Stadt eine gewichtige Rolle. Bereits vor der NS-Machtübernahme kam es in der Stadt Neuss zu ersten antijüdischen Übergriffen. SA-Angehörige misshandelten einzelne Juden auf offener Straße; vor allem Gottesdienstbesucher wurden oft belästigt. Mit dem reichsweit durchgeführten Boykott am 1. April 1933 begann auch in Neuss die wirtschaftliche Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung. Um die Neusser Einwohnerschaft auf den Boykott einzustimmen, hielt die NSDAP - nach einem Marsch der SA und SS durch die Straßen der Stadt - am Abend des 31. März 1933 eine Kundgebung auf dem Marktplatz ab, bei der NSDAP-Kreisleiter Erich Börger den „Abwehrkampf des deutschen Volkes” zu begründen versuchte. Hatten 1935 noch 28 jüdische Geschäfte bestanden, so reduzierte sich ihre Zahl immer mehr; Ende 1938 war die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte abgeschlossen:

         Anzeige in der „Rheinischen Landeszeitung vom 31.8.1938

Ab dem 6. November 1938 durften jüdische Viehhändler als eine der letzten Berufsgruppen im Gebiet der Kreisbauernschaft Mönchengladbach-Grevenbroich-Neuss nicht mehr tätig sein, wie der „Rheinischen Landeszeitung“ von diesem Tag zu entnehmen war.

Immer mehr Juden verließen Neuss und verzogen nach Köln oder Düsseldorf; auch die Zahl der Emigranten wuchs.

Nach telefonischer Anweisung durch die Düsseldorfer NSDAP-Gauleitung begannen in der Nacht vom 9./10.November 1938 die „Judenaktionen“. Einheimische SA-Angehörige - unterstützt durch Düsseldorfer SA - drangen in die Synagoge in der Promenadenstraße ein, verwüsteten die Innenräume und setzten danach das Gebäude in Brand; die herbeigerufene Feuerwehr schützte nur das Nachbargebäude. (Anm.: 1939 wurde das Synagogengrundstück an die „Gemeinschaft der barmherzigen Schwestern“ verkauft; wenig später ging das Grundstück in städtischen Besitz über, da hier ein Hochbunker gebaut werden sollte.) Auch die wenigen jüdischen Geschäfte und zahlreiche Wohnungen wurden demoliert, ihre Bewohner gedemütigt und auch geschlagen. Etwa 30 Neusser Juden wurden verhaftet, ins Düsseldorfer Gerichtsgefängnis überführt und von dort ins KZ Dachau verfrachtet.

Am 10.November fand auf dem Marktplatz eine „spontane Kundgebung“ statt, auf der viele „Volksgenossen zusammengeströmt” waren, um “noch einmal ihrem Abscheu über die feige Pariser Mordtat und den Kampf des Weltjudentums gegen Deutschland Ausdruck zu verleihen.”

                 Aus der „Rheinischen Landeszeitung” vom 11.11.1938:

Ein Akt des Selbsterhaltungstriebes

Als am Abend des 9.November überall in Deutschland bekannt wurde, daß Botschaftsrat vom Rath in Paris dem feigen Mordanschlag, den das Weltjudentum organisierte, um einen Deutschen zu treffen, erlegen war, da bemächtigte sich aller ein tiefes Mitgefühl mit der Mutter und dem Vater des auf so feige Weise hingemordeten jungen deutschen Diplomaten, aber auch eine Erregung des deutschen Volkes, die sich gegen diese geborenen Verbrecher, die wieder für dieses jüngste Blutopfer des nationalsozialistischen Deutschland verantwortlich sind und spontan gegen jene richtete, die selbst diesem jüdischen Verbrechervolk angehören, aber bisher noch bei uns ein Parasitenleben führten. Und so wurden sämtliche jüdischen Geschäfte in Neuß ein Opfer dieser Volkswut.

 

Nach dem Pogrom wurden die jüdischen Einwohner weiter ausgegrenzt. Mehr als 60 Juden verließen nach der „Kristallnacht“ bis Kriegsbeginn ihre Stadt; die meisten emigrierten. Im Frühherbst 1939 wurden die etwa 90 in Neuss verbliebenen, meist älteren Juden in „Judenhäuser“ einquartiert und von der übrigen Bevölkerung weitgehend isoliert; von hier aus wurden sie Ende Oktober bzw. im Dezember 1941 in die besetzte Gebiete Osteuropas deportiert; nur zehn Juden blieben zunächst in Neuss zurück, aber auch diese wurden dann Mitte 1942 deportiert.

Mehr als 200 ehemalige Angehörige der Synagogengemeinde Neuss wurden Opfer des Holocaust.

 

Nach Kriegsende bildete sich in Neuss keine neue jüdische Gemeinde; die in Neuss lebenden Juden gehörten der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf an.

In der Promenadenstraße befand sich seit 1953 an der Außenmauer eines Hochbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg - dort stand früher die Synagoge - eine Gedenktafel, die an die jüdischen NS-Opfer von Neuss erinnert; die Tafel wurde 1989 durch eine andere ersetzt. Ein kompaktes steinernes Mahnmal an der Promenade – erstellt vom Künstler Ulrich Rückriem - erinnert seit 1995 an die einstige Synagoge und an die ausgelöschte israelitische Gemeinde.

   Neusser Mahnmal für die Opfer des Holocaust (Aufn. Klaus Erdmann, 2006) 

Hier gegenüber stand die 1867 eingeweihte Synagoge der Jüdischen Gemeinde von Neuss.

Am 9.November 1938 wurde sie von SA-Leuten, unter denen auch Bürger dieser Stadt waren, geschändet und niedergebrannt.

Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.

Neben der Inschrift sind auf dem Mahnmal auch die Namen der verschleppten und ermordeten Neusser Juden verzeichnet.

In den Straßen von Neuss sind seit 2005 zahlreiche sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an deportierte und ermordete jüdische Einwohner der Stadt erinnern; inzwischen findet man an ca. 45 Standorten des Neußer Stadtgebietes insgesamt ca. 115 messingfarbene Steinquader (Stand 2023).

 

Beispiele für sog. „Stolpersteine“ in Neuss (Aufn. Klaus Erdmann, 2007)

Stolperstein Neuss Innenstadt Büchel 48 4 Stolpersteine.jpgStolperstein Neuss Innenstadt Büchel 5 3 Stolpersteine.jpgverlegt Büchel (Innenstadt), Aufn. H.M. Schwarz, 2017

 

Seit 2001 gibt es in Neuss Bemühungen, wieder eine eigenständige jüdische Gemeinde zu gründen, da durch jüdische Zuwanderung sich die Zahl der hier lebenden Personen deutlich vergrößert hatte. Die derzeit im Stadtgebiet u. Rhein-Kreis lebenden Juden gehören organisatorisch zur Jüdischen Gemeinde der benachbarten Landeshauptstadt Düsseldorf.

Im Frühjahr 2003 wurde das Modell des künftigen jüdischen Gemeindezentrums der Neusser Öffentlichkeit vorgestellt. Seit 2005 bestanden konkrete Pläne, ein jüdisches Gemeindezentrum am historischen Standort der Synagoge zu bauen. Da diese Planungen lange Zeit nicht realisierbar waren, hatte die Gemeinde - als eine Art Zwischenlösung - ihr vorläufiges Domizil an der Leostraße in der Nordstadt erhalten (seit 2014: Alexander-Bederov-Zentrum). 2019 wurde dann der Baustart für die neue Synagoge - sie wird Mittelpunkt des bestehenden Alexander-Bederov-Gemeindezentrums sein - freigegeben; diese wurde dann für die ca. 550 in Neuss und im Rhein-Kreis lebenden Juden 2021 fertiggestellt und feierlich eingeweiht; an den Baukosten hat sich die Stadt mit ca. 1,5 Mill. Euro beteiligt.

Zeugnis jüdischer Geschichte der Stadt Neuss ist der jüdische Friedhof am Glehner Weg; auf dem ca. 2.500 m² großen Gelände befinden sich mehr als 200 Grabstelen.

 Teilansicht des jüdischen Friedhofs (Aufn. Ch. 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Am ehemaligen Standort des alten jüdischen Friedhofs (Düsseldorfer Straße/Dyckhoffstraße) befindet sich seit 2020 eine Gedenktafel, die auf die frühere Ruhestätte – sie wurde von 1829 bis 1890 genutzt – aufmerksam macht

Seit 2021 lobt die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit einen Preis aus, der künftig alle zwei Jahre verliehen werden soll, und zwar an Personen bzw. Institutionen, die sich in Neuss für ein respektvolles und tolerantes Miteinander engagieren; der neugeschaffene Preis trägt den Namen der jüdischen Familie Simon.

Nathan Simons und seine Frau Sibilla kamen 1840 nach Neuss; hier übernahmen die Simons 1861 die Obertormühle; sechs Jahre später wurde die „Dampfmühle Nathan Simon“ in Betrieb genommen, die als eine der bedeutendsten Getreidemühlen Deutschlands und wegen ihrer sozialen Einrichtungen für die Arbeitskräfte als vorbildlich galt. Zudem rief die wohlhabende Familie Simon eine Stiftung ins Leben und stattete diese mit 4.000 Goldmark aus. Seit 2018 erinnert im Neusser Stadionviertel der Simonsweg an diese wohltätige jüdische Familie.

 

In Neuss-Rosellen befindet sich an der Stadtgrenze Neuss-Grevenbroich ein kleiner Friedhofshain, der an eine ältere jüdische Begräbnisstätte erinnert. Eine stählerne Skulptur in Form eines Davidsterns – gestaltet vom Künstler Anatol Herzfeld - trägt eine hebräische Inschrift („Bislang kannte ich Dich nur vom Hörensagen, nun haben Dich meine Augen gesehen (Hiob 42,5)

                              Vergrößerte Ansicht des angeklickten Bildes Aufn. A. Woitschützke

 

Über das Alter und die Belegungsdauer dieses jüdischen Friedhofs gibt es unterschiedliche Auffassungen. Als gesichert gilt, dass das Areal noch zu Beginn des 19.Jahrhunderts Verstorbenen der damals bestehenden kleinen israelitischen Gemeinschaft als „Guter Ort“ diente. Heute findet man hier keine Grabsteine mehr.

[vgl. Juechen  und  Korschenbroich (Nordrhein-Westfalen)]

 

 

In Büderich - dem heute größten Stadtteil von Meerbusch (wenige Kilometer nördlich von Neuss gelegen) – erinnern sechs sog. Stolpersteine“ an Angehörige der jüdischen Familie Herz. Zudem ist am ehemaligen Wohnhaus der Familie (in der Brauerstraße) eine Gedenktafel angebracht, die über deren Schicksal Auskunft gibt

Gedenktafel für Familie Herz (Aufn. 2015, aus: wikipedia.org, cc BY-SA 4.0)

 

 

In Lank-Latum (heute ebenfalls ein Stadtteil von Meerbusch) gab es seit 1878 eine jüdische Begräbnisstätte an der Uerdinger Straße; in den Jahrzehnten zuvor waren Verstorbene auf den Friedhöfen in Linn oder in Kaiserswerth begraben worden. Anders als im nahen Osterath blieb der kleine Friedhof mit seinen nur 14 Grabstellen erhalten. Ab 1854 waren die wenigen jüdischen Familien der Krefelder Gemeinde angeschlossen. Das noch am Ort befindliche Bethaus wurde Mitte der 1920er Jahre geschlossen, da belgische Besatzungssoldaten durch ihre Einquartierung den Raum „entweiht“ hatten. Gottesdienste wurden in Kaiserswerth oder in Krefeld besucht.

Die meisten Juden aus Lank-Latum wurden 1941/1942 nach Riga deportiert.

An die deportierten und ermordeten Lanker Juden erinnert seit 2003 ein Mahnmal des Kalkarer Künstlers Christoph Wilmsen-Wiegmann an der Ecke Hauptstraße/Kemperallee.

https://rp-online.de/imgs/32/2/3/8/9/7/1/3/7/tok_46ce92b2340e3d03f4fac8a74ba2814c/w940_h526_x470_y264_38e58785f656db71.jpg Mahnmal (Aufn. Dackweiler, aus: stadt-meerbusch.de)

Die vier steinernen „Stempel“ weisen auf die Deportations- und Vernichtungslager (Litzmannstadt – Riga – Izbica – Theresienstadt) hin, in denen Juden aus Meerbusch ermordet wurden. Eine in der Mitte befindliche Stele dokumentiert ihre Namen – vier Buchstaben stehen für „Sachor – Gedenke“ – und der Palmzweig trägt das jüdische Glaubensbekenntnis „Höre Israel“.

 

 

In Osterath – ebenfalls ein Stadtteil vom Meerbusch – wurden 2011 zunächst 14 „Stolpersteine“ verlegt, die an aus dem Ort deportierte/ermordete jüdische Bewohner erinnern; weitere Steine sind geplant.

    

verlegt an der Meerbuscher Straße und Kaarster Straße (alle Abb. aus: meerbusch.de).

 

 

In Kaarst-Büttgen erinnert ein sog. „Stolperstein“ am Rathausplatz an den jüdischen Arzt Winfried Selbiger, dem ein tragisches Schicksal zuteil wurde.

 

 

 

Weitere Informationen:

Erich Wisplinghoff, Geschichte der Stadt Neuss. Teil 1 - Von den mittelalterlichen Anfängen bis zum Jahre 1794, in: "Schriftenreihe des Stadtarchivs", No. 10, Neuss 1975

Stefan Rohrbacher, Bilder zur Geschichte der Juden in Neuss, o.O. 1984

Stefan Rohrbacher, Simons - Geschichte einer Neusser Familie, in: "Almanach für den Kreis Neuss 1985", S. 29 - 50

Hans Georg Kirchhoff, Judenhaß und Judenschutz: Das Pogrom des Jahres 1834 in der Stadt Neuss, in: "Almanach für den Kreis Neuss 1985", S. 15 - 28

Wilhelm Engels, Geschichte der Stadt Neuss, Teil 2 - Die preußische Zeit. 184/15 bis 1945, in: "Schriftenreihe des Stadtarchivs", Neuss 1986

Stefan Rohrbacher, Juden in Neuss, Verlag Galerie Küppers, Neuss 1986

Erich Wisplinghoff, Geschichte der Stadt Neuss. Teil 2 - Neuss unter französischer Herrschaft, in: "Schriftenreihe des Stadtarchivs", Neuss 1987

Claudia Chehab/Stefan Rohrbacher (Bearb.), Neusser Juden - Spuren ihrer Geschichte. Ausstellung des Stadtarchivs Neuss im Clemens-Sels-Museum, Neuss 1988

Josef Wißkirchen, Reichspogromnacht am Rhein und Erft - 9./10.November 1938. Eine Dokumentation, in: "Pulheimer Beiträge zur Geschichte u. Heimatkunde", Pulheim 1988, S. 44 f.

Susanne Kauffels (Hrg.), Die nationalsozialistische Zeit (1933 - 1945) in Neuss. Zeitzeugenberichte, Dokumentationen des Stadtarchivs Band 2, Neuss 1988

Manfred Müller, Neuss unterm Hakenkreuz. Die NSDAP und ihre Gegner in einer katholischen Stadt des Rheinlandes, Essen 1988

Eva Büttner, Ein Toramantel aus Neuss, in: "Neusser Jahrbuch für Kunst, Kulturgeschichte und Heimatkunde 1992", S. 21 f.

L.Heid/J.H.Schoeps (Hrg.), Wegweiser durch das jüdische Rheinland, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1992, S. 214 f.

Lina Nelißen, Neuss, in: Wegweiser durch das jüdische Rheinland, Berlin 1992, S. 214 f.

Benno Reicher, Jüdische Geschichte und Kultur in NRW - ein Handbuch, in: "Kulturhandbücher NRW", Band 4, Hrg. Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit in NRW, 1993, S. 213 – 217

Germania Judaica, Band III/2, Tübingen 1995, S. 956 – 959

Claudia Chehab, Frauen im Jahre 1913 im Spiegel von Neusser Zeitungen, in: "Dokumentation des Stadtarchivs Neuss", Band 4: Neusser Frauen in Geschichte und Gegenwart, Hrg. Stadt Neuss, Neuss 1995

Michael Zimmermann (Hrg.), Geschichte der Juden im Rheinland und in Westfalen, in: "Schriften zur politischen Landeskunde", Band 11, Hrg. Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, Kohlhammer Verlag GmbH, Köln/Stuttgart/Berlin 1998

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 398/399

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Reg.bezirk Düsseldorf, J.P. Bachem Verlag, Köln 2000, S. 484 ff.

Jan Popp-Seving (Red.), Die Neusser Gemeinde: Fündig geworden, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 20.12.2006

Stefan Rohrbacher, Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neuss, Neuss 2008

Stolpersteine in Neuss (Auflistung der Verlegeorte), online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Neuss

Auflistung der in Büderich verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Büderich

Marc Ingel (Red.), Stolpersteine für Osterath, aus: pro-osterath.de vom 11.12.2011

Jascha Huschauer (Red.), Der fast vergessene Friedhof - Serie Neuss und seine Stadtteile, in: rp-online.de vom 22.11.2016

Stadtarchiv Neuss (Hrg.), Neuss historisch: Synagoge, online abrufbar unter: neuss.de/kultur/stadtgeschichte/neuss-historisch/synagoge

Karl-Heinz Burghartz (Bearb.), Das Neusser Judentum, in: „Linksrheinisches rund um Neuss“, online abrufbar unter: .karl-heinz-burghartz.de/damals-in-neuss/juden-in-neuss/index.html

N.N. (Red.), „Stolpersteine“ für Opfer der Nazis werden verlegt, in: rp-online.de vom 20.2.2017

Christoph Kleinau (Red.), Bald gibt es wieder eine Synagoge, in: "Westdeutsche Zeitung" vom 3.7.2018

N.N. (Red.), Mehr Platz am Rhein – Die jüdische Gemeinschaft soll bis zum Jahre 2019 eine eigene Synagoge erhalten, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 4.7.2018

Julia Rommelfanger (Red.), Erinnerung an das Schicksal Neusser Juden, in: rp-online.de vom 10.11.2018

Ute Böhm (Red.), Gepflasterte Erinnerung an sechs weitere Menschen, in: rp-online.de vom 27.5.2019

Christoph Kleinau (Red.), Jüdische Gemeinde bekommt ein religiöses Zentrum – Neuss bekommt eine Synagoge, in: "Westdeutsche Zeitung“ vom 22.7.2019

N.N. (Red.), Neue Synagoge: Planung geht voran, in: news894.de vom 18.12.2019

Andreas Woitschützke (Red.), Tafel erinnert an alten jüdischen Friedhof, in: ngz.online.de vom 12.2.2020

N.N. (Red.), Bau der neuen Synagoge in Neuss gestartet, in: news894.de vom 3.4.2020

Rolf Retzlaff (Red.), Jüdisches Leben in Neuss fördern, in: „Stadt-Kurier“ vom 18.5.2020

Christoph Kleinau (Red.), Jüdische Wohltäter werden Namensgeber für neuen Preis, in: ngz.online vom 25.6.2021

WDR (Red.), Große Sorge vor der Einweihung der neuen Synagoge in Neuss, in: wdr.de vom 17.9.2021

Peter Hild (Red.), Juden in Neuss weihen neue Synagoge ein, in: wdr.de vom 19.9.2021

Rolf Retzlaff (Red.), Das jüdische Leben in Neuss hat wieder ein Zentrum, in: "Stadtkurier" bzw. "Stadtspiegel" vom 1.10.2021

Regina Goldlücke (Red.), Jüdische Geschichte in Lank-Latum, in: rp-online.de vom 12.10.2021

Rolf Retzlaff (Red.), Erster Stolperstein in Büttgen wird verlegt, in: „Stadt-Kurier“ vom 14.10.2022

Reinhold Mohr (Bearb.), Verfolgt, vertrieben, ausgewandert, zurückgekehrt und gescheitert. Das tragische Schicksal des jüdischen Arztes Dr. Winfried Selbiger (betr. Kaarst-Büttgen)

nau (Red.), Erinnerungskultur in Neuss – Künstler Gunter Demnig verlegt den 100. Stolperstein in Neuss, in: „Neuß-Grevenbroicher Zeitung“ vom 27.11.2022

Stadtverwaltung Neuss (Red.), Neue Stolpersteine – In Neuß sind bereits 100 dieser Steine an 41 Standorten zu finden, Stadt Neuß Dez. 2022

Matheo Berndt (Red.), Pläne für Neuss. Jüdische Gemeinde soll wachsen, in: „Neuß-Grevenbroicher Zeitung“ vom 12.1.2023

Stadtverwaltung Neuss (Red.), Weitere „Stolpersteine“ in Neuss verlegt, in: neuss.de vom 15.12.2023